Operieren mit Da Vinci: Chirurgen erzählen
Der Da Vinci Operationsroboter ist fester Bestandteil der Chirurgie am KSB. Hand in Hand operieren Mensch und Maschine – davon profitieren die Patienten. Drei Chefärzte berichten, welche Vorteile eine Operation mit dem Da Vinci ihren Patienten bringt.
Immer wieder hört man den Vorwurf, Spitäler hätten den Da-Vinci-Roboter bloss aus Marketinggründen angeschafft. Am KSB ist das definitiv nicht der Fall. Allein im Jahr 2018 wurden 165 Eingriffe mit dem Operationsroboter Da Vinci Xi vorgenommen – Tendenz steigend.
Der Roboter bietet viele Vorteile – sowohl für die Patienten als auch für die Chirurgen. So können Operationen organ- und nervenerhaltend durchgeführt werden. Zudem ist der Blutverlust wegen dem Operationsroboter geringer und die Genesungszeit kürzer im Vergleich zu herkömmlichen Operationen. Das macht einen chirurgischen Eingriff für die Patienten verträglicher und belastet den Körper weniger. Die Chirurgen können dank dieser Operationstechnik präziser arbeiten und profitieren von einer 3-D-Ansicht in HD des Operationsgebiets.
Martin Heubner (Chefarzt Gynäkologie), Kurt Lehmann (Chefarzt Urologie) und Antonio Nocito (Chefarzt Chirurgie) operieren regelmässig mit dem Operationsroboter Da Vinci. Hier erzählen sie, welche Operationen sie in ihrem jeweiligen Fachbereich mit dem Roboterassistenten durchführen und welche Vorteile das den Patienten bringt.
Martin Heubner, Direktor Departement Frauen und Kinder und Chefarzt Gynäkologie
«In der Gynäkologie kommt das Da-Vinci-System vor allem beim Entfernen von Tumoren, insbesondere in der Gebärmutter, oder bei komplexen Endometriose-Operationen zum Einsatz. Dabei profitiere ich als Operateur von der guten 3-D-Darstellung: Ich kann mit der Kamera nahe an die betroffene Stelle heranfahren und sehe die Strukturen des Gewebes bis zu zehnmal vergrössert. So erkenne ich erheblich besser, welche Strukturen ich entfernen respektive erhalten muss.
Feinste Strukturen, die geschont werden sollten, sind beispielsweise Nervenbahnen. Bei bestimmten Tumoroperationen sind diese sehr nah, und wenn ich sie verletze, kann die Funktion der Blase beeinträchtigt werden.
Unsere Patientinnen werden immer älter. Und gerade diese Altersgruppe profitiert besonders von dieser modernen Operationstechnik, denn es belastet den Körper deutlich weniger. Die Vorteile während der OP zeigen sich auch danach: Die Verweildauer im Spital ist kürzer. Das freut die Patienten und wirkt sich auch vorteilhaft auf die Kosten aus.»
Kurt Lehmann, Chefarzt Urologie
«Die erste Generation des Da-Vinci-Systems kam bei Operationen an der Prostata zum Einsatz: Sie liegt im Körper verborgen und ist nur schwer zugänglich – und somit wie geschaffen für eine roboterassistierte Operation. Diese Vorgehensweise ist in der Urologie mittlerweile weitgehend Standard.
Patienten sind nach dem Eingriff mit dem Operationsroboter in der Regel schneller wieder fit. Das trägt auch dazu bei, dass sie die OP psychisch besser verkraften. Die neuste Generation des Da Vinci, wie sie am KSB im Einsatz ist, eignet sich aber auch für andere Bereiche, etwa die Niere. Bei einer herkömmlichen Operation musste viel Bauchwandgewebe durchtrennt werden. Das kann später zu Nebenwirkungen und Komplikationen führen wie Infektionen, Störungen der Wundheilung oder einer schmerzenden Narbe. Mit dem Da Vinci sind nur kleine Schnitte nötig. Das Risiko für diese Nebenwirkungen sinkt dadurch stark. Bei den Nierentumoren ist das minimalinvasive Operieren erst mit dem Da-Vinci-Roboter möglich geworden.»
Antonio Nocito, Direktor Departement Chirurgie und Chefarzt Chirurgie
«Mit dem Da Vinci können wir auch auf grösseren Distanzen respektive in schwer zugänglichen Bereichen im Bauch sehr gut arbeiten, etwa im Mast- oder Dickdarm. Dort, wo minimalinvasives Operieren aufgrund der Platzverhältnisse besonders schwierig ist, kommen die Vorteile des Roboters voll zum Tragen: Die 3-D-Sicht ist hervorragend, die Beweglichkeit ebenfalls. So kann ich selbst kleinste Gefässe gezielt umgehen oder versiegeln, um Blutungen zu vermeiden. Zudem wird der Tremor-Effekt, das natürliche Zittern der Hand, ausgeschaltet.
Bei einem traditionellen laparoskopischen Eingriff, beispielsweise einer Gallenblasenentfernung, führt ein Assistent die Kamera per Hand. Die Handhabung dieser Instrumente ist ermüdend, insbesondere bei mehrstündigen Operationen. Gleichzeitig gilt es zu betonen, dass wir auch mit der klassischen Laparoskopie, also der manuell bedienten Schlüsselloch-Technik, sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Tatsache ist aber, dass der Da Vinci die erwähnten Vorteile aufweist. Und da die Roboter immer besser werden, ist es wichtig, sowohl die klassische als auch die roboterassistierte Technik zu beherrschen und mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten.»
Der Da Vinci in Aktion
Wie funktioniert der Da-Vinci-Operationsroboter? Lesen Sie, wie Chirurgen mit dem dreiteiligen System operieren.
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